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Basilikum - Einfach königlich

Die heissen Sommertage auf der Kykladen-Insel Andros sind geprägt von einem strahlend blauen Himmel sowie dem Blick auf das ruhige, türkisfarbene Meerwasser. Die Buchten sind umgeben von der ausgetrockneten Vegetation an den Hängen. Zwischen den weissen Häusern mit den blauen Fensterläden wachsen überall Feigenbäume mit ihren süssen, reifen Früchten. Vor jeder Haustür, vor Kirchen und auf Treppen steht mindestens ein Topf mit dem intensiv duftenden, griechischen Basilikum; die Sträucher sind jeweils zu einer Höhe von bis zu einem Meter herangewachsen. Der Duft der Feigenbäume wechselt sich ab mit dem intensiven Aroma des Königskrautes.

 

Doch wie duftet das Basilienkraut? – Bei den über 100 Sorten ist ein reiches Duftbouquet von "erfrischend klar" über "nelkenartig" bis "balsamisch" auszumachen. Ich atme jeden Morgen im Vorbeigehen «einen Arm voll» des wunderbar einhüllenden und stärkenden Duftes des griechischen Basilikums ein, bevor einige Blätter, zusammen mit den sonnengereiften Tomaten, auf meinem Frühstücksteller landen.


Basilikum ist ein Heilkraut mit einer ausserordentlich alten Tradition und Geschichte. Ursprünglich stammt es aus Indien, wo das "Heilige Basilikum" als Tulsi bekannt ist. Bei den Hindus ist das Kraut dem Gott Vishnu, dem "Welterhalter", geweiht. Hier finden wir die Pflanze in jedem Tempel und Haushalt, sowie auch als wichtige Heilpflanze in der Ayurvedischen Medizin.

Durch die Armeen von Alexander dem Grossen gelangte das Heilkraut nach Südeuropa. In Ägypten konnten Pflanzenreste aus dem Jahr 3'500 v.Chr. nachgewiesen werden. Die Basilikumsträusse wurden im Land der Pharaonen zum Schutz der Toten in deren Grabstätten niedergelegt.

In der griechischen Kultur gilt die Pflanze nicht nur als Schutz vor dem Bösen, sondern ist schon unter dem griechischen Arzt und Begründer der wissenschaftlichen Heilkunde Hippokrates (460 – 377 v.Chr.) als Heilmittel gegen Schwindel, geschwächtes Sehvermögen und bei Magen-Darmbeschwerden bekannt geworden.

 

In unserer Kultur wurde dem Kraut bis weit ins Mittelalter wenig Gutes nachgesagt, doch das überlieferte Wissen bezüglich der heilsamen Wirkungen hat "gesiegt". So fand das Heilkraut zur Zeit von Hildegard von Bingen in jedem Klostergarten seinen festen Platz.

Wissenschaftliche Studien zeigen heute zunehmend, dass das Königskraut (griechisch bedeutet "basileus" König oder Herrscher) seinen Namen mehr als verdient.

 

Dank positiven Forschungsergebnissen wird beispielsweise in Kenya ein Malaria-Prophylaxe-Programm mit der Anwendung von Basilikum und Eukalyptus durchgeführt: Die natürlichen Wirkstoffe werden den Menschen in hochkonzentrierten Dosen verabreicht. Als Ergänzung werden gezielt Basilikumpflanzen in und um die Häuser verteilt, um die Malariafliegen fern zu halten. Das Programm ist sehr erfolgreich!

Unter dem Motto "Nahrungsmittel sind Heilmittel" können wir uns die Heilwirkungen dieses beliebten Küchenkrautes zumindest über die Sommermonate zu Nutze machen. Im Winter steht uns dann der Duft des ätherischen Öles zur Verfügung.

Die konkrete biochemische Zusammensetzung der Pflanze variiert je nach Sorte sehr stark. Klima, Jahreszeit und Standort, beziehungsweise Bodenbeschaffenheit, spielen dabei eine wichtige Rolle. Dadurch ist auch der Geschmack sehr unterschiedlich.

Eine grundlegende Wirkungsweise finden wir jedoch bei allen Sorten: Das frische Kraut versorgt uns mit Vitamin A und C, Niacin (Vitamin B3) und den Mineralstoffen Kalium, Kalzium, Eisen und Magnesium. Diese Inhaltsstoffe liefern schon einmal eine erste Erklärung bezüglich der nervenstärkenden Wirkungsweise.

Zudem wirkt die Pflanze entgiftend, krebsvorbeugend, tendenziell cholesterin-senkend, immunstärkend und antibiotisch.

Bei den ätherischen Ölen verwende ich neben dem gängigen, grossblättrigen Basilikum (Ocimum basilicum) mit Vorliebe das indische Tulsi (Ocimum sanctum). Dies entfaltet seine ganz besondere Stärke zur Behandlung bei Erschöpfung und seelischen Bauchschmerzen. Zudem zeigen Forschungen aus Amerika, dass es als wirksames Adaptogen (biologisch aktiver Pflanzenstoff) eingesetzt werden kann. Es hilft, sich an körperliche und emotionale Stresssituationen anzupassen ohne dabei aus dem Gleichgewicht zu geraten.

Seitdem die italienische Küche nördlich der Alpen Einzug gehalten hat, ist das Basilikum für uns als Küchenkraut unentbehrlich geworden. Um in den Genuss der grossen Heilwirkung des Basilikums zu kommen, verwenden wir das Küchenkraut während der Sommermonate vorzugsweise frisch. Basilikum braucht einen sonnigen und warmen Standort

 

Es ist wie unsere in die Jahre gekommene, alte Tante: Die pralle Sommersonne setzt beiden zu, sie brauchen sowohl Wärme als auch Sonne und vertragen keine nassen Füsse. Bei Kälte reagieren womöglich die Tante aber auf jeden Fall das Kraut empfindlich.

 

Am besten erntet man frische Basilikumtriebe kurz vor der Blüte. Die weiss- bis rosablühenden Blütenknospen machen sich zudem sehr gut als Dekoration auf einem "Insalata Caprese" und erweisen sich beim Essen als wahre Geschmacksexplosion.

Vor meinem Haus steht jedes Jahr ein grosser Topf mit dem kleinblättrigen, griechischen Basilikum. Das Aroma dieser Sorte scheint mir noch intensiver als das des grossblättrigen und die Pflege hat sich, aus meiner Sicht, als einfacher erwiesen. Zudem ist das griechische Basilikum sehr dekorativ und zeigt sich in der Küche als weniger anfällig auf Oxidation (gräuliche Verfärbung der Blätter).

Werde ich von einer Basilikumflut überschwemmt, so stelle ich den bekannten "Pesto Genovese" her; je nach Lust und Laune für einmal mit gerösteten Pinienkernen oder Haselnüssen. Den Parmesan lasse ich auch mal weg, so dass sich der Pesto in kleinen Portionen, zum Beispiel in der Eiswürfelform portioniert, einfrieren und später für gekochte Speisen verwenden lässt.

Ein beliebtes und nicht alltägliches Mitbringsel ist ein selbst hergestelltes Basilikumöl. Man nehme eine dekorative kleine Flasche, eine Handvoll Basilikumkraut und Olivenöl. Zuerst püriere ich die Kräuter zusammen mit dem Olivenöl und lasse das Ganze zwei Stunden ziehen, bevor ich die Kräuter absiebe und das Öl in die Flasche fülle. Die übriggebliebene Kräuterpaste lässt sich in den darauf folgenden Tagen wunderbar zum Würzen verwenden. Das Öl ist zum sofortigen Gebrauch bestimmt, da die im Öl verbleibenden Kräuterresten anfällig für Oxidation und Schimmel sind.

 

 

So, und den Rest überlasse ich eurer eigenen Kücheninspiration. 

Tut mir jedoch den Gefallen und kocht das Kraut nicht zu Tode, denn das mag das Basilienkraut nicht. Es möchte königlich behandelt und sozusagen als Krönung eines Gerichtes auf dem Teller präsentiert werden.

 

Mit königlich duftenden Grüssen

 

Eure Odorata

 

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