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Rosmarinus - Tautropfen des Meeres

Der Rosmarin galt als Jungbrunnen des Mittelalters und die folgende Marketing wirksame Geschichte ist mit Sicherheit nicht unwesentlich für den Aufstieg des wohl beliebtesten mediterranen Gewürzkrautes verantwortlich.

 

Vor langer Zeit erhielt die gichtgeplagte und sehr gebrechliche 72jährige Königin Elisabeth von Ungarn (1305-1380) von einem Eremiten eine wahre Wundermedizin. Innerhalb eines Jahres wurde sie durch das duftende Wasser so verjüngt, dass sich der junge König von Polen unsterblich in sie verliebte und um ihre Hand anhielt. Sie jedoch lehnte diesen Antrag ab, da sie ihre Liebe voll und ganz der Kirche verschrieben hatte.

Es sei jedoch zu bedenken, dass der König von Polen nicht dem Verjüngungszauber des Rosmarins erlag, als vielmehr seiner politischen Interessen, bemüht um eine Verbindung zweier Königreiche. Zudem ist Geschichtsbüchern zu entnehmen, dass es sich beim König um den Bruder der Ungarischen Königin handelte…

Wie auch immer diese Geschichte enden mag, das «Ungarische Wasser» erfreute sich in den folgenden Jahrhunderten als beliebtes «Anti-Aging-Zaubermittel» für reifere Damen und gebrechlichere Herren. Man glaubte von dieser Tinktur, sie mache den Geist klar, stärke das Augenlicht bis ins höchste Alter und wirke verjüngend. 

Ich werde euch das Rezept nicht vorenthalten, sodass ihr euch selbst davon überzeugen könnt!


Was wir mit Sicherheit sagen können ist, dass wir uns im Frühjahr in einer spannungsgeladenen Zeit befinden. Am 21. März halten sich Helligkeit und Dunkelheit die Balance. Die Kräfte des Winters sind noch sichtbar und der Frühling, der sich nicht aufhalten lässt, ist spürbar. Die Zeit des Fastens und der Frühjahrsmüdigkeit ruft nach einem klärenden und stärkenden Duft um uns von den Winterschlacken in unserem Körper zu befreien. Und wer erfüllt diese Eigenschaften besser als der Rosmarinus officinalis mit seinem frischen, blumigen und würzigen Duft?

Da und dort finde ich einen zart blau blühenden Rosmarinstrauch an einer geschützten Hausmauer. Rosmarin – gemäss der Übersetzung von Ovid - der «Tautropfen des Meeres» –, bringt uns Reinigung und weckt unsere Lebensgeister nach einer Zeit des Rückzugs in den Wintermonaten und lässt uns aufbrechen in einen alljährlichen Neubeginn. Holen wir uns dieses vielseitige mediterrane Sonnenkraut in unseren Alltag. Ein wahrer Jungbrunnen für Körper, Geist und Seele!

Aqua Reginae Hungaricae

  • 10g frische Rosmarinnadeln
  • 4g frische Lavendelblüten
  • 2g frische Minze
  • 150ml Alkohol 96%
  • 150ml Rosenwasser
  • 4 Tropfen ätherisches Rosmarinöl

Rosmarin, Lavendel und Minze kleingeschnitten in ein verschliessbares Glas füllen und mit Alkohol übergiessen, dass die Kräuter bedeckt sind. Gut verschlossen die Mischung 2 Wochen an einem warmen Platz stehen lassen, ab und an durchschütteln.

Dann wird die Tinktur durch ein Kaffeefilterpapier oder ähnliches abgeseiht. 

Jetzt das Rosmarinöl darin auflösen und zum Schluss mit Rosenwasser aufgiessen.

Das «Wasser der Ungarischen Königin» ist ein herrlich belebendes Gesichtswasser, das sich zur Pflege ermüdeter, schlecht durchbluteter und grossporiger Haut eignet. Auch als Einreibung bei Muskel- und Gelenkschmerzen jeglichen Ursprungs geeignet.

Und nicht zu vergessen die unglaublich verjüngende Wirkung. Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen, wer euch nach einem Jahr morgens im Spiegel begegnet!

Je nachdem, wo ein Heilkraut gedeiht, unter welchen klimatischen Bedingungen und Bodenbeschaffenheiten, entwickelt es eine entsprechende Zusammensetzung der Inhaltsstoffe. So finden wir bei den ätherischen Ölen drei wichtige Chemotypen (CT) mit unterschiedlichem Einsatzbereich: Rosmarinus CT Cineol und Rosmarinus CT Kampher wirken vorwiegend entzündungshemmend und schmerzstillend bei Rheuma und Muskelschmerzen. Zudem können wir uns die stark schleimlösende und fördernde Wirkung des Abhustens bei Erkältungen zu Nutze machen.

 Das ätherische Öl des Rosmarinus CT Verbenon hingegen zeigt seine Stärke in Bezug auf die Verdauungsorgane, im Besonderen der Leber und Galle und unterstützt dadurch unseren Körper beim «Frühlingsputz».

Ein Rosmarin-Leberwickel oder lokale Einreibung nach dem Mittagessen unterstützen die Leber in diesen Tagen der Reinigung und Entschlackung und wir können uns mit neuer Energie dem Frühling zuwenden. Dazu kann das ätherische Öl des Rosmarin Verbenons, der All-Rounder unter den ätherischen Rosmarinölen, unbedenklich bei Kindern und schwangeren Frauen angewendet werden.

Der Rosmarin Strauch stammt ursprünglich aus dem Libanon und gelangte schon zu Zeiten der Griechen in den Mittelmeerraum. Im 8. Jahrhundert veranlasste Karl der Grosse, dass dieser «wohlriechende Strauch» ein fester Bestandteil in den Klostergärten nördlich der Alpen wurde.

Als heimische Mittelmeerpflanze liebt der Rosmarin die Sonne und verschmäht, mit seinen flachen Wurzeln, kalte und nasse „Füsse“. Vor allem ein später Frost in Märztagen kann ihm stark zusetzen. Durch seine durchblutungsanregende Wirkung verhilft er zu warmen Füssen und einem klaren und wachen Geist. Rosmarintee am Morgen ist ein wahrer Muntermacher für Leute mit tiefem Blutdruck. Schon allein der klärende, blumige und zart würzige Duft des Strauches vertreibt eine körperliche oder psychische Müdigkeit.

Die anregende Wirkung auf unsere Verdauungsorgane können wir uns mit der Verwendung des Rosmarins als Gewürz zu Nutze machen. Kaum ein anderes Küchenkraut entfaltet seinen intensiven Duft schöner als der Rosmarin. Wird ein frischer Zweig in Olivenöl mitgebraten, so nimmt das Gemüse oder Fleisch den intensiven und würzigen Duft sehr gut auf. Rosmarin Kartoffeln aus dem Ofen sind ein beliebtes mediterranes Gaumenerlebnis. Allgemein gilt es, den Rosmarin als frisches Kraut und in ganzen Zweigen zu verwenden. Verholzte Zweige können «entblättert» als würzige Grillspiesse eingesetzt werden.

Für mich stelle ich immer im Herbst ein eigenes Rosmarinpulver her, das mir die Sonne in die Küche bringt und ich den ganzen Winter über verwende.

So wird's gemacht: Zweige des zurückgeschnittenen Rosmarinstrauches an einem warmen Ort lufttrocknen. Die Nadeln von den Zweigen lösen und in einem Cutter zu feinem Pulver verarbeiten. Mit diesem Pulver würze ich Gemüse- oder Fleischgerichte, bestreue eine Focaccia oder gönne mir Cashewnüsse einmal anders…

Mediterrane Cashewnüsse

200g           Cashewnüsse

wenig          Kokosfett

                   feines Meersalz

                   selbst gemachtes Rosmarinpulver

 

Kokosfett in einer beschichteten Bratpfanne erwärmen. Die Cashewnüsse beifügen, schwenken damit sie leicht mit Fett überzogen sind; so haften die Gewürze und das Salz besser. Rosmarinpulver und Salz nach Geschmack beifügen und die Nüsse sanft goldbraun rösten. Auf einem Küchenpapier auskühlen lassen.

Diese wunderbare Nascherei für zwischendurch, mit Suchtpotenzial, entführt uns in den sonnigen Mittelmeerraum, den Heimatort des Rosmarin und lässt mich von wilder Macchia und blauem Meer träumen. 

 

Mit duftenden Grüssen

 

Eure Odorata

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Kommentare: 1
  • #1

    Erika Briggen (Donnerstag, 25 März 2021 22:18)

    Super liebe Cristina. Schade dass du so weit weg bist. So könnte ich die guten
    Nüssli kosten.
    Du musst das nächste Mal wenn du kommst Rosmarinpulver mit bringen.
    Bis bald !!!