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Schafgarbe - Heil aller Schäden

Nicht einmal vor der Himmelspforte macht die Hektik der Erde halt. Hat sich der liebe Gott doch alles so friedlich und schön ausgedacht und nun muss er sich mit soviel Kleinkram herumschlagen, anstatt in Ruhe zu schöpfen.

Aufgebracht rennt er zu Herbario, seinem treuen Kräuterengel, und schimpft: „Diese Menschen! Machen sich das Leben schwer und haben nichts als Beschwerden: Schon wieder beantragen sie neue Kräuter!

Mein lieber Herbario, bitte ein Wundermittel gegen Bauchweh und Blähungen. Fressen wie die Verrückten und verlangen dann ein Zauberkraut. 

Schlagen sich gegenseitig die Schädel ein, erfinden Kriege und dann brauchen sie ein Wundheilmittel.

Obwohl es tausend Kräuter gegen Husten gibt, haben sie immer noch nicht genug davon, denn sie rauchen weiter wie die Bürstenbinder, zu guter Letzt auch noch unsere Kräuter…

Weiter auf der Dringlichkeitsliste: ein Kraut gegen Müdigkeit und Anspannung. Könnten ja früher ins Bett, diese Menschen, mehr arbeiten und weniger saufen. Die Leber würde es ihnen danken. Doch lieber fordern sie ein Kraut für die Suppe zur Leberreinigung.“

Herbario notiert sich alles und eilt in sein Wolkenlabor. Nach tagelangem Suchen und Mischen der Grundstoffe liegen fünf Samen für neue, edle Kräuter vor ihm.

Er verabredet sich bei Vollmond unter der grossen Eiche mit den Pflanzenelfen auf der Erde. Doch diese erscheinen nicht zu dem Treffen, da sie schon genug Arbeit hätten, und schicken stattdessen eine kleine, unerfahrene Fee…

Ihr ahnt bestimmt, wie die Geschichte ausgeht. Der liebe Gott liegt bäuchlings auf einer Wolke und beobachtet das Missgeschick, wie der kleinen Fee auf dem Heimweg das Kästchen mit den fünf Samen aus der Hand fällt. Und wie das so ist bei Vollmond, diese keimen nur noch schneller als sonst. Doch dem nicht genug, sie verschmelzen zudem und aus diesem neu entstandenen Samen spriesst das auf den ersten Blick unscheinbare Kräutlein, die Schafgarbe, das dem lieben Gott und Herbario in Zukunft viel Arbeit ersparen wird, weil seine Wirkungsweise nicht vielfältiger sein könnte.


Die Schafgarbe ist eine der ältesten Heilpflanzen der Welt. In einem Grab im Iran hat man 60‘000 (!) Jahre alte Blütenreste gefunden.

Das zunächst unscheinbare Pflänzchen wächst auf Wiesen sowie an Weg- und Feldrändern. Mit der wärmenden Frühlingssonne spriessen erste Blätter und im Juni blüht der Doldenblütler von weiss bis kräftig rosa. Der Name Schafgarbe leitet sich vom Althochdeutschen garwe („Gesundmacher“) ab. Schafe nutzen die Heilwirkung der vielen enthaltenen Bitterstoffe bei Blähungen und Völlegefühl, wenn sie sich wieder an erste Frühlingskräuter gewöhnen müssen. Der lateinische Name führt uns in die griechische Mythologie: Als Achilles mit einem Pfeil an der Ferse verletzt wurde, heilte seine Wunde dank dem Wiesenpflaster Achillea millefolium. Die tausendfach gefiederten, kleinen Blätter erinnern zudem an die Augenbraue der Venus, ein weiterer Volksname für das Heil aller Schäden.

Da sie eine aromatische Bitterstoffpflanze ist, entfaltet sie ihre Hauptwirksamkeit im Verdauungstrakt bei Blähungen, allgemeinen Verdauungsbeschwerden und zur Leberreinigung.

 

Die grosse Stärke des ätherischen Öles hingegen, das keine Bitterstoffe enthält, liegt in seiner entzündungshemmenden Wirkung. Mit dem hohen Gehalt an Chamazulen, das wie bei der blauen Kamille für die tiefblaue Farbe verantwortlich ist, ist es ein einzigartiges, ätherisches Heil- und Hautöl.

Der krautige und rundum einhüllend, wohlige Duft weist zudem auf die entspannende und stärkende Wirkung dieses Öles hin. Die Pflanze, mit ihrem ungemein starken Stil und den filigranen Blättern, widerspiegelt eine ganz besondere Eigenschaft im psychischen Bereich.

 

Die Kraft der Schafgarbe liegt darin, uns aus den polaren Eigenschaften des Lebens die richtigen Erkenntnisse ziehen zu lassen.“

Ich will Euch auch in diesem Blog ein schmackhaftes Rezept nicht vorenthalten. Die erste Frühlingswärme hat schon einige Kräutlein aus dem Boden getrieben, die der Frühlingsküche neuen Schwung verleihen…

Frühlings-Wildkräuter Pesto

Zutaten:

  • Bärlauch (Menge je nach Geschmack), wenig Spitzwegerich, junge Löwenzahnblättchen, etwas mehr Giersch und Brennnessel und die ersten zartgefiederten Schafgarbenblättchen: alles von Hand fein hacken
  • Haselnüsse rösten und grob hacken
  • etwas Zitronenabrieb, Salz und Pfeffer
  • und genug von einem guten Olivenöl

 

Kräuter im Uhrzeigersinn ab 12 Uhr

Löwenzahn, Giersch, Spitzwegerich, wilder Oregano, Schafgarbe, Bärlauchblätter und Knospen und von Brennesseln die oberste Spitze

 

Dieser Wildkräuter Pesto passt nicht nur zu hausgemachten Spaghetti, als Füllung in einem Pouletbrüstchen oder zum Aromatisieren einer Omelette ist er eine schmackhafte und gesunde Ergänzung der Frühjahrsküche. Denn die vielen Bitterkräutlein regen unseren Stoffwechsel an, stärken das Immunsystem und vertreiben die Frühjahrsmüdigkeit!

Nun wünsche ich Euch schöne Streifzüge durch Wald und Wiesen und freue mich über Eure Erfahrungen mit dem Grillenkraut.

 

Eure Odorata

P.S. Die Geschichte zum Einstieg entstammt leider nicht meiner eigenen Phantasie. Es ist eine von mir verkürzte Fassung aus dem Buch "Kräutermärchen" von Folke von Tegetthoff.

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Kommentare: 1
  • #1

    Susanne F. (Montag, 30 April 2018 17:00)

    Frau Odorata
    Oh, wie herrlich das Kräutermärchen und alles rundum die Schafgarbe.
    Deine Pesto überzeugt mich auch :-)
    Vielen vielen Dank
    Sue