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Zimt – Seelische Wärme

Der unverkennbare Duft nach Zimt gehört für einmal nicht zu meinen Kindheitserinnerungen. Erst viel später mit meinen Reisen nach Marokko begegnete mir dieses sehr intensiv würzig bis süsslich duftende Gewürz in Süssspeisen, wie „orange à la cannelle“ oder auf dem wunderbar klebrigen Gebäck der orientalischen Küche. Aber auch in pikanten Speisen, wie einer Lamm Tajine mit Dörrpflaumen oder in der Gewürzmischung Raz-el-Hanout darf es nicht fehlen.

 

So bereichert der Zimt seither mein Gewürz Repertoire und wärmt gerade in grauen und nassen Jahreszeiten meine Seele, was mehr einem Gefühl als einer fundierten Heilwirkung entspricht.

Oder etwa doch? Das mit der Heilwirkung des Zimtes ist so eine Sache. Einmal spricht man ihm Wunderwirkungen bei Diabetes zu, was übrigens die Berber Südmarokkos auch glauben, dass er Diabetes entgegenwirken kann und ihnen die uneingeschränkte Erlaubnis erteilt, den „Whisky Berbère“ so zu süssen, dass ein Löffel im Teeglas stehen bleibt…

Zum andern wird wieder vor dem Konsum von Cassia Zimt gewarnt, da er unsere Leber angreift und man sich mit diesem Gewürz sogar das Leben nehmen kann.

So geben sich diese Heilversprechen und Warnungen die Hand. Ich werde mich im Folgenden auf altbewährtes Wissen stützen und folge wie immer der Aussage: „Schlussendlich bestimmt die Dosierung die Wirkung“.


Der oben erwähnte Cassia Zimt stammt aus China, ist kräftiger und leicht süsslich in seinem Duft und enthält mehr von den umstrittenen Cumarinen, die uns zuerst einmal Kopfschmerzen und Übelkeit bescheren, bevor tiefgreifende gesundheitliche Schäden entstehen und uns an einer weiteren Einnahme hindern.

Der edlere Ceylon Zimt hat einen deutlich höheren Preis, ist feiner in seinem Aroma, enthält weniger Cumarine und wird als Arzneibuch Zimt verwendet.

Die Botanik unterscheidet 275 verschiedene Zimtbaumarten, von denen mindestens fünf zur Zimtgewinnung verwendet werden. Der Ceylon Zimtbaum ist der bekannteste und begehrteste von ihnen.

 

Der bis zu 12 Meter hohe, immergrüne Baum gehört zu den Lorbeergewächsen. Seine ei- bis lanzettförmigen Blätter sind anfangs leuchtend rot und verfärben sich später dunkelgrün.

Der ganze Baum verströmt das typische Zimtaroma, doch der wahre Schatz liegt in der hauchdünnen Innenrinde.

 

Auf Ceylon werden nach zwei Jahren die jungen Zimtschösslinge geschnitten, geschält und in Kokosmatten gewickelt und zum Fermentieren gelagert. Durch diesen „Trocknungsvorgang“ entfaltet sich der entspannnend wirksame Cumarin Duft, wie wir ihn auch von getrocknetem Heu her kennen. Von der hauchdünnen Innenrinde wird danach die Primärrinde abgeschält. Diese ist von hellem Braun und rollt sich für den Ceylon Zimt typisch immer zweiseitig zu hocharomatischen Zimtstangen auf.

Im Gegensatz dazu hat der Cassia Zimt eine dunklere Farbe. Seine Rinde ist dicker und rollt sich nur einseitig ein.

Bis anhin habe ich nur die heilwirksamen Cumarine erwähnt, die stark entzündungshemmend, beruhigend, entkrampfend und blutgerinnungshemmend wirken.

Doch wie könnte es anders sein sind da auch ätherische Öle im Kanehl, die nicht nur mit ihrem Duft, sondern auch mit der Heilwirkung im Körper unterstützen.

Wie andere Bäume liefert uns der Zimtbaum zwei verschiedene ätherische Öle, jedoch mit etwas unterschiedlichen Wirkungsweisen.

Aus den Zimtblättern wird ein etwas milderes und günstigeres ätherisches Öl destilliert. Auf Grund der Inhaltsstoffe ist es weniger hautreizend, ihm fehlt jedoch der warme umhüllende Duft, den wir von der Zimtstange her kennen.

 

Dafür ist dieses ätherische Öl eher unbedenklicher anzuwenden, wogegen das ausserordentlich Haut- und Schleimhaut reizende Zimtrindenöl in die Hände gut informierter, erfahrener Anwender und Therapeuten gehört.

Auf seelischer Ebene geht dieses Öl buchstäblich unter die Haut! Es wirkt in einer Massage körperlich und seelisch erwärmend und stärkend bei Menschen, die sich immer „fröstelig“ fühlen, Sommers wie Winters oder wie jetzt in diesen ausserordentlichen Zeiten der sozialen Distanziertheit.

 

Aufwärmen nach Unterkühlung

Dieses Massageöl wirkt einerseits durchblutungsfördernd, wärmt aber auch unsere Seele mit seiner Duftkomposition

  • 20ml fettes Öl (z.B. Mandelöl)
  • 1Tr. Zimtrindenöl
  • 1Tr. Nelkenknospenöl

 

 

 

 

Nach Wunsch kann auch noch ein ätherisches Zitrusschalen Öl beigefügt werden, um die hautreizende Wirkung des Zimtaldehyds zu mildern. Da bietet sich Mandarinenöl an, das besonders lockernd auf die Muskulatur wirkt.

Zur Massage bei kalten Füssen oder verspanntem Schulter-Nacken-Bereich das Öl am besten auf die mit warmem Wasser angefeuchtete Haut auftragen. Oder nach der Massage eine „Heisse Zimtrolle“ (siehe unten) auflegen.

Auf körperlicher Ebene hat das Cinnamomum ceylanicum Blume ein starkes und breites Wirkungsspektrum gegen Bakterien und wirkt immunstimulierend, zudem durchblutungsfördernd und schmerzstillend

  • Zur Vorbeugung und Behandlung bei Erkältungskrankheiten jeglicher Art, in Form von Inhalationen, Raumluftdesinfektion oder als Einreibung
  • Bei Darminfektionen wirkt auch Zimt als Gewürz unterstützend
  • Bei Arthrosen, rheumatischen Beschwerden und extremen, teils chronischen Muskelverhärtungen

Bei der Anwendung vor der Menstruation und bei Schwangeren ist Zurückhaltung angesagt, da die hochkonzentrierten Inhaltstoffe des ätherischen Öles Wehen auslösen können und die Mensblutung verstärken.

„Heisse Zimtrolle“

Zur Unterstützung einer Massage bei einem verspannten Nacken und Schultergürtel

 

1 Tropfen ätherisches Zimtblattöl in einen Liter heisses Wasser geben. Ein kleines Frottéetuch damit tränken und ausgewrungen auf die zu behandelnde Schulter-, Nacken- oder Rückenpartie legen, mit einem weiteren Tuch abdecken. Entfernen, wenn die Auflage lauwarm geworden ist.

 

Wie anfangs erwähnt, macht die Dosierung die Wirkung aus. Da immer häufiger Zimt in der Parfumerie, in Getränken und Lebensmitteln verwendet wird, ist eine Sensibilisierung wahrscheinlicher. Ein Hauttest vor der Anwendung mit dem Massageöl in der Ellenbeuge ist somit von Vorteil.

 

Doch dürfen wir uns deswegen keinesfalls die Vorzüge dieses wunderbaren Gewürzes vergraulen lassen und stärken auch in der Küche damit unser Herz und unsere Nerven bei Spannungen, lassen damit Gefühlskälte dahinschmelzen, fördern Kreativität und Sinnlichkeit und mildern Misstrauen, Härte und Isolation nach Enttäuschung, um neue Wege zu gehen.

 

Die orientalische, sowie die indische Küche verwenden den Zimt in süssen und pikanten Speisen. Bei Gewürzmischungen wie dem arabischen Raz-el-Hanout oder dem indischen Garam Masala spielt Zimt immer eine duftende Rolle.

Ich verwende meist individuelle Gewürzkreationen, um meinen Gaumen mit einer grösseren Vielfalt zu verwöhnen.

Tajine aux pruneaux à l’agneau

3 EL      Olivenöl

1kg        Lammvoressen (alternativ Rind)

1            Zwiebel, fein gehackt

3 EL       ital. Petersilie, fein gehackt (oder marokkanische Minze oder Koriander)

2-3        Scheiben bio Zitronen (neutralisiert den Fettgeschmack nach Lamm)

1 TL       Zimt

1 TL       Kreuzkümmel

1 TL       frischer Ingwer, fein gerieben

6-7        Fäden Safran

1 TL       Salz

             Pfeffer nach Wunsch

250g     Dörrpflaumen

1 EL       Sesam, geröstet

Alle Zutaten ausser Pflaumen und Sesam zu einer Marinade verrühren und mit dem Lamm mischen. Idealerweise das Fleisch zwei Tage marinieren, so wird es besonders zart.

Eine Stunde vor dem garen aus der Kühle nehmen. Eine Tajine oder einen Bräter mit etwas Olivenöl in den auf 180° (Umluft) vorgeheizten Ofen stellen. Sobald das Öl heiss ist, das Fleisch mit der Marinade hineingeben und leicht anbraten. Danach das Fleisch mit Wasser übergiessen, bis es knapp bedeckt ist und den Deckel aufsetzen. Das Fleisch rund 90 Minuten sanft garen. Ab und an umrühren und auf genügend Flüssigkeit achten.

Nach rund einer Stunde die Pflaumen beifügen.

Fleisch anrichten, mit Sesam bestreuen und mit Fladenbrot servieren

Ich hoffe der Zimt mit seiner einhüllenden Duftnote erwärmt Eure Seele in Zukunft auch häufiger in würzigen Speisen und bin gespannt auf Eure Kreationen!

 

Herzlichst

 

Eure Odorata

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Kommentare: 1
  • #1

    Erika Briggen (Freitag, 05 Februar 2021 19:49)

    Super schätze Zimt sehr vor allem bei Süssspeisen.
    Freue mich auf das Zimtragout.
    Mit lieben Grüssen Erika