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Nelken – Die Blüten der Götter

Man nennt sie die Blüten der Götter und so bin ich auch auf der Götter Insel Bali erstmals bewusst mit deren Duft in Kontakt gekommen. 

Vor rund 20 Jahren habe ich mir eine Auszeit auf der indonesischen Insel gegönnt, ein Paradies der Blumen und Düfte. Zudem hat mich die Achtsamkeit dieser Menschen nachhaltig beeindruckt und meine Leidenschaft für die Massage stark beeinflusst.

 

Wir waren mit dem Auto unterwegs, zwischen den unverkennbar terrassierten Reisfeldern, durch abgelegene Siedlungen und dank mangelnder Klimaanlage mit offenen Fenstern. Immer wieder nahm ich einen würzigen, vollen und an Weihnachten erinnernden Duft war. Ich fragte den Fahrer nach der Pflanze, die so einhüllend und warm dufte. Er meinte, das seien die Nelken, doch ich konnte keine dieser mir als typische «Spitalblume» bekannte Pflanze sehen. Da wies er mich auf die am Strassenrand auf Tüchern ausgelegten Nelkenknospen hin. Diese werden an der Sonne getrocknet und als Gewürz im Essen, aber auch zur Aromatisierung von Tabak verwendet, was mich für einmal liebend gerne zum Schnüffeln an Rauchern verleitet hat. Ein unverkennbarer Duft mit kraftvoller Wirkung!

 

Seither ist das ätherische Nelkenöl bei mir ein fester Bestandteil in der Aromamassage und die Nelkenknospen haben einen Platz in der wärmenden Winterküche und orientalischen Gewürzmischungen gefunden. 


Die Nelke (Syzygium aromaticum) fand 1265 als Gewürz den Weg über die Karawanenstrasse vom Orient nach Europa. Dabei blieb die ursprüngliche Quelle ein Geheimnis. Erst im 16. Jahrhundert entdeckten Portugiesen die Molukken, als Gewürzinsel bekannt und heute ein Teil von Indonesien. 1770 brachten dann die Franzosen die Nelkenknospe über Mauritius nach Sansibar und Madagaskar, die heute noch neben den Molukken, als Hauptanbaugebiete der Pflanze gelten.

Der immergrüne Nelkenbaum, ein Myrtengewächs, ist stark belaubt, seine eiförmigen Blätter sind ledrig und fest und der Baum mit seinem geraden Stamm wächst bis zu 15 Metern hoch.

 

Die Blüten stehen in kleinen Büscheln am Ende der Zweige. Für die Gewürzernte verwendet man die reifen, noch geschlossenen, flammend roten Knospen, die sich mit dem Trocknen an der Sonne dunkelbraun verfärben, ihre unverkennbare Form jedoch bewahren und so ihrem Namen, Nägeli, wie ein Nagel mit seinem Kopf, alle Ehre erweisen.

Ein einwandfreies Aussehen weist auf eine gute Qualität hin. Die Knospen haben eine lange, walzenförmige Basis, eine Art Stiel in dunklem Braun, auf dem eine beige Kugel sitzt, umgeben von einem Kelch mit vier Spitzen. Setzt man die Nelke ins Wasser, sollte diese mit dem Kopf nach oben auf der Wasseroberfläche schwimmen, ein unverkennbares Qualitätslabel für frische Ware.

Das sehr intensive Aroma als Gewürz überdeckt leicht andere und wird daher zurückhaltend eingesetzt. Kaut man eine Nelke, nehmen wir verschiedene Geschmacksrichtungen wahr. Zuerst ist da eine Schärfe, die langsam in einen holzigen, bitteren Geschmack übergeht und schlussendlich fühlt sich der Mund taub und warm an, womit wir schon bei einer der wichtigsten Heilwirkung der Gewürznelke wären.

 

Fehlte der Zahnarzt, wenn er gebraucht wurde, steckte man sich eine Nelke in den Mund und biss an der schmerzenden und entzündeten Stelle auf das Gewürz. Dieses gilt nicht nur als «pflanzliches Breitbandantibiotikum», sondern lindert auch die Schmerzen, sozusagen ein schmackhaftes Lokalanästhetikum.

Bleiben wir bei der Wirkungsweise der Nelke als Heilmittel. Ausnahmsweise haben die Knospen und das darin enthaltene ätherische Öl pharmakologisch identische Eigenschaften, was ja bekanntlich keineswegs immer der Fall ist. Beim Ingwer beispielsweise wirkt die frische Wurzel vorwiegend über ihre Scharfstoffe, die dem ätherischen Öl ganz und gar fehlen.

 

 

Zurück zur Blüte der Götter und ihrer Wirkung. Alle Teile des Baumes liefern das ätherische Öl, jedoch ist die Knospe therapeutisch am wertvollsten. Dessen waren und sind sich die Tibeter seit jeher bewusst.

  • Starke Keim hemmende Wirkung (gegen Viren und andere Keime). Dafür sind die bis zu 70% enthaltenen Eugenole im ätherischen Öl verantwortlich, den wir als Nelkenduft wahrnehmen
  • Schmerzstillende Wirkung
  • Erwärmend, durchblutungsfördernd und entkrampfend im Magen-Darmbereich, sowie allgemein stark Muskel entkrampfend und vielfach eingesetzt bei Rheumatischen Erkrankungen. Wobei in diesem Bereich zusätzlich die entzündungshemmende und antioxidative Wirkung zum Zuge kommt
  • Als wunderbarer physischer und psychischer Geburtshelfer (nur von einer Fachperson eingesetzt) fördert das ätherische Öl die Wehen und vermindert zudem die Angst vor der Geburt
  • Die immunstimulierende Wirkung können wir uns auch über die Ernährung zu Nutze machen. Das alt bewährte Suppenhuhn, mit Nelken und Lorbeer stundenlang ausgekocht, stärkt uns auf allen Ebenen in herausfordernden und keimreichen Zeiten
  • Auf psychischer Ebene wirkt der warme Duft anregend, stärkend und stimmungsaufhellend. Neueste Studien haben gezeigt, dass das enthaltene Beta-Caryophyllen wie in Cannabis dafür verantwortlich sein könnte, dass sich bei Stress, Angstzuständen, mentaler Erschöpfung und leichter Depression eine gewisse Beruhigung einstellt
  • Und in meiner Rezeptur, kombiniert mit Rosengeranie, macht der «Mückenschreck» den nervig stechenden Viechern das Leben schwer. Ich habe die Rezeptur sogar in tropischen Gegenden erfolgreich getestet. Sozusagen ein Parfum, das Mücken fernhält und Liebende anzieht…

Mückenschreck

  • 2 ml Alkohol 96%
  • 4 Tropfen Zedern Öl
  • 5 Tropfen Lemongrass Öl
  • 3 Tropfen Nelkenknospen Öl
  • 30 ml Rosengeranien Hydrolat

 

Zuerst die ätherischen Öle in den Alkohol geben, erst dann das Pflanzenwasser dazu mischen und gut verschütteln.

Bis anhin haben wir nur über die Wirkungsweise durch die ätherischen Öle gesprochen. Doch da sind noch weitere bemerkenswerte Inhaltsstoffe.

  • Beachtliche Mengen an Vitamin C und K, an Kalium, Kalzium und Magnesium, sowie Spurenelemente (Selen und Eisen)

 

Doch um uns diese therapeutisch zu Nutze zu machen, müssten wir wohl einige Nelkenköpfe verspeisen. Aber warum nicht auch mal ein Apfelmus, Zwetschgen Kompott oder eine eigens hergestellte Gewürzmischung mit Nelke ergänzen? Vielleicht hilft sie uns doch dabei, Veränderungen im Leben positiver zu bewerten und neue Wege zu gehen, wie man ihr in ihrer Wirkungsweise nachsagt.

 

Eine gute Qualität und Lagerung sind wie immer Voraussetzung für eine möglichst gute Wirkungsweise. Die Nelkenknospe sollte unversehrt sein und wenn man sie zerdrückt, gibt sie eine Spur ätherische Öle ab. Der Duft intensiviert sich. Zudem ist eine kühle und trockene Lagerung bis zu höchstens einem Jahr Voraussetzung.

Und dann hält die Nelke nichts mehr auf auf ihrem Weg in die Küche. Diesmal begeben wir uns auf eine Reise nach Indien, wo ich noch nie war, doch die gewürzreichen Gerichte faszinieren mich immer wieder. Das nachfolgende Rezept gefällt mir sehr, da es auch ein leichtes Mittagessen mit Salat zu einem kleinen Festessen macht, als «Resten Reis» an Aroma zulegt und mich an meine Zeit auf Bali erinnert.

Mewa Pulao

(Indischer Reis mit Nüssen)

Die Gewürzmengen sind lediglich eine Richtlinie und können für einen intensiveren Geschmack angepasst werden.

 

1 TL      Zucker

2 EL     Kokosfett

5          Kardamom Kapseln, leicht angemörsert

3          Nelken

1           Lorbeerblätter

2 cm     Zimtstange, leicht andrücken

5           schwarze Pfefferkörner

200 g    Basmatireis, gewaschen und getrocknet

2 EL       Rosinen

2 EL       blättrige Mandeln, trocken leicht braun geröstet

2 EL       Pistazien, grob gehackt

3 EL      Casewkerne

450 ml  heisses Wasser

6-8        Safran Fäden, leicht angeröstet

              Salz

2 EL       frischer Koriander, gehackt

1 EL       Cranberries (anstelle von kandierten Kirschen)

Eine Pfanne mit schwerem Boden erhitzen. Den Zucker darin karamellisieren lassen bis er tiefbraun ist.

Löffelweise Öl zugeben und untermischen. Wenn das Öl heiss ist, die ganzen Gewürze hinzufügen und umrühren, bis sie sich verfärben und ihr Aroma entfalten.

Dann den Reis zugeben und kurz anbraten. Die Rosinen und Nüsse dazugeben und goldbraun rösten. Wasser zugiessen. Mit Safran und Salz abschmecken. Noch einmal umrühren, zudecken und bei geringer Hitze kochen bis der Reis körnig und trocken ist.

Zum Schluss das Ganze einmal sanft umrühren und die Mandeln und Cranberries unterheben

Mit Korianderblättern garnieren.

Dieser Reis passt zu Fleisch oder Hähnchen Curry oder einfach zu einem frischen Salat.

Obwohl eine mit Nelken besteckte Orange uns mehr an die Winterzeit erinnert, hoffe ich, dass der warme Duft der Nelken Knospe Euch gut durch die letzten feucht kalten Tage begleitet und den Übergang in den zeitweise schon etwas nach Frühling duftenden Februar wärmt und beschwingt!

 

Eure Odorata 

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Kommentare: 2
  • #1

    Erika Briggen (Sonntag, 05 Februar 2023 15:39)

    Hallo liebe Cristina,
    Super was die Nelke alles kann.
    Freue mich auf den Reis. Bis bald.
    Herzliche Grüsse Erika



  • #2

    Priska (Donnerstag, 09 Februar 2023 09:17)

    Sehr informativ, danke! Und nun weiss ich, dass die Gewürz-Nägeli nichts mit unserem (Spital)-Nägelistrüüssli � zu tun haben.
    Herzlich Priska