Schwarzer Holunder – Die Heilpflanze des Jahres 2024

(Illustration von Priska Sibrava aus dem Buch Aromatisches Pflanzen Palaver)

Meine erste ziemlich handfeste Begegnung mit dem Hollerbusch hatte ich schon als Kind. Wir verbrachten die langen Sommerferien immer im Haus meines Grossvaters im Engadin in Zernez. Das alte Bauernhaus mit einem grossen «Tenn» war ein Paradies für uns Kinder. Hier fanden wir einen alten Kinderwagen, mit welchem wir den Hang hinter dem Haus «hinabsausten». Da unsere Beine noch zu kurz waren, konnten wir schlecht bremsen, wenn wir unten ankamen. Wir wiesen direkt auf den Holunderbusch an der Tenn Mauer zu, wo uns der Lebens- und Sippenbaum sanft in Empfang nahm. Oder war es gar die Schutzgöttin Hold persönlich, die uns zu einer sanften Landung verhalf?

Der heilige Holunder ist der Wohnort der guten Hausgeister, wie auch der Schutzgöttin Hold. Sie wacht über das Wohl von Pflanzen und Tieren, schützt Haus und Stall vor Blitz und Donner.

In der nördlichen Mythologie ist die Göttin Hel Herrscherin über Licht und Schatten, Gut und Böse, Tag und Nacht, Heil und Unheil. Und genau in dieser Dualität liegt die Stärke der Wirksamkeit des Schwarzen Holunders, im Besonderen in der Knospe.

Ausser auf der Iberischen Halbinsel und im Norden Skandinaviens, wächst der Sambucus nigra in ganz Europa, vom Flachland bis in Höhen von 1600 Metern über Meer. Häufig vertreten ist er in Wäldern, ländlichen Teilen unserer Region, da meist in Siedlungsnähe, denn er ist ein exzellenter Bodenheiler. Er besiedelt durch menschliche Eingriffe gestörte Landschaften und führt diese wieder möglichst zum natürlichen Zustand zurück.

Denn sein Laub zersetzt sich leicht und bildet so einen idealen Wohnraum für Bodenlebewesen, Regenwürmer im Besonderen. Aus diesem Grund setzte man den Schwarzen Holunder bevorzugt neben den Komposthaufen, wo er den Zersetzungsvorgang zusätzlich unterstützt.

Seine Stadtklima-, Russ- und Salzverträglichkeit weisen auf seine erstaunliche Resistenz- und Entgiftungsfähigkeit hin. Und genau diese Qualitäten können wir uns in der Heilkunde zu Nutze machen.

"Die zwischen Polaritäten vermittelnde Knospe"

Die Dualität spiegelt sich überall in dieser Pflanze. Der Holler liebt Licht aber auch Schatten. Im Innern der starken und biegsamen Zweige befindet sich ein schaumartiges weisses Mark, das früher als Zunder zum Feuerentfachen verwendet wurde.

Der Duft der weissen, leichten am Zweig stehenden Blüten zieht Fliegen, Käfer aber auch Bienen an. Nicht jeder liebt den Duft, der sich übrigens in der ganzen Pflanze wiederfindet.

Die später am Strauch hängenden, schweren Beerendolden sind tief dunkel violett mit zahlreichen Inhaltstoffen, wie den Anthocyanen mit ihrer stärkenden Wirkung auf unser Herz- und Kreislauf System. Vor dem Genuss müssen diese jedoch unbedingt erhitzt oder gekocht werden. Denn die enthaltenen Cyanogenen Glykoside führen zu Magen- Darm-Beschwerden.

Und jetzt, was mit all diesen Informationen? Gemmo Mazerate im Allgemeinen sind eine ideale Unterstützung, um Prozesse wieder in Gang zu bringen. Sie geben den Selbstheilungskräften Impulse, dass wieder etwas in Fluss kommt. Und diesen Aspekt nutzen wir in der Zeit der «Frühjahrskur». Denn da hat der Holunder seine ganz grosse Stärke. Er entgiftet und stärkt zugleich. Zudem verstärkt er die Wirkung anderer Gemmo Mazerate.

• Das Immun- und Stoffwechsel System wird angeregt
• Er löst Stauungen und bringt begonnene Prozesse zu einer Entscheidung (sowohl körperlich wie seelisch)
• Er wirkt entgiftend und klärend
• Mildert im Körper Entzündungen ab
• Wirkt entgiftend und harntreibend bei Blasen- und Nierenleiden und hilft dabei Giftstoffe schneller abzutransportieren
• Entlastende Wirkung bei Elektrosensibilität

Informationen, die ich bezüglich der Baum heilkundlichen Anwendung gefunden haben, zeigen sehr schön auf, wie der Schwarze Holunder auf seelischer Ebene seine Stärke zeigt.

Hier wird empfohlen, den Holler aufzusuchen, wenn wir zeitweilig die Orientierung im Leben verloren haben, wenn Zorn, Wut, Argwohn, Hass und Jähzorn aufkommen und Emotionen negativer Art Überhand nehmen. Wenn unser Körper zu stark mit «Giftstoffen», «Winter Ballast», «emotionalem Müll» belastet ist, kommen vermehrt solche Gefühle auf. Wir beginnen schwarz - weiss zu denken und benehmen uns oftmals wie die galligen Weiber, die schon Paracelsus beschrieb. Bei diesen geschah nichts anderes, als dass mit dem Älterwerden unsere Körperfunktionen auch einen etwas gemächlicheren Rhythmus zulegen. Und da gibt uns der schwarze Holunder einen hilfreichen Impuls und bringt wieder Schwung in die Bude.

Mit einer Aussage von Jo Marty, ein absoluter Experte auf dem Gebiet der Naturheilkunde möchte ich zum genussvollen Teil übergehen. «Der Weg zur Gesundheit geht durch den Garten und die Küche, nicht durch die Apotheke». Da spricht er mir, als leidenschaftlicher Köchin aus dem Herzen.

Mit der Ausführung des Rezeptes müsst ihr euch jedoch noch etwas gedulden bis die weissen Holler Dolden blühen. Aber so schnell wie der Frühling in diesem Jahr ist, wird es sicher nicht mehr allzu lange dauern.

Für den Kuchenteig

250 g Dinkelmehl (nach Belieben einen kleinen Anteil Buchweizenmehl dazugeben)

1 gute Prise Salz

100 g Butter, geschmolzen

1 dl Wasser

Alle Zutaten zugeben und zu einem Teig zusammenfügen. Vor Gebrauch mindestens 1 Stunde kühl stellen. Der Teig lässt sich zudem als Vorrat gut einfrieren.

Für die Füllung

100 g gemahlene Mandeln

3 ganze Eier

2,5 dl Vollrahm

2 EL Quark

4 EL Birnendicksaft oder wenn schon vorhanden Holunderblütensirup

100 g Holunderblüten, von den Stielen befreit

2-3 Äpfel an der Rösti Raffel gerieben

Den Ofen wenn möglich nur mit 180° Unterhitze vorheizen

Eine runde Kuchenform mit dem ausgewallten Teig auslegen. Die Mandeln auf dem Teigboden verteilen. Eier Rahm, Quark und Holunderblütensirup für den Guss mit dem Schwingbesen gut verrühren. Holunderblüten und Äpfel zum Guss geben und auf dem Teigboden verteilen.

Den Kuchen rund 50-60 Minuten backen. Vor dem Servieren etwas auskühlen lassen und nach Wunsch mit frischen Holunderblüten garnieren.

Weitere Hinweise und Anregungen zum Schwarzen Holunder, wie auch ein Holler Brot Rezept findet ihr in einem früheren Heilpflanzen Portrait. Denn der Holunder als ausserordentlich vielseitige Pflanze hat es mehr als verdient, mehrmals erwähnt zu werden. Und so hoffe ich, euch auch mit diesem Beitrag einen erweiterten Einblick in die Welt einer der ältesten Heilpflanzen gegeben zu habe und wünsche euch weiterhin einen kraftvollen Start in den blühenden Frühling. Ballast abwerfen, loslassen und auf geht’s!

Eure Odorata